Männer im Baumarkt Teil 2

03. August 2019

 

Die ersten Stunden des Sommerurlaubstages verbrachte ich bis jetzt im Baumarkt, um das Material für meine neue Pergola zusammen zu suchen. Mittlerweile liegen alle Bretter, Schrauben und Geräte bereits im Garten und ich kann damit beginnen, die vier Holzpfosten in der Erde zu verankern. Nachdem ich die genaue Position festgelegt habe fällt mir auf, dass ich keinen Vorschlaghammer besitze, mit dem ich die Metallhülsen in den Boden schlagen muss. Nach ein paar erfolglosen Anrufen bei Freunden und Nachbarn, muss ich wohl oder übel noch einmal in den Baumarkt fahren. Am Eingang grüße ich freundlich die nette Kassiererin, die sich scheinbar an mein Gesicht erinnert, dass ja heute schon mal da war. Ich gehe in die Werkzeugabteilung, vorbei an den Schraubenziehern, Imbusschlüsseln und Handsägen. Für einen Mann ist der Weg durch die Werkzeugabteilung in etwa vergleichbar, wie das Betreten eines Süßwarenladens für Kinder. Mit dem Unterschied, dass der Mann natürlich Alles anfassen muss. Prüfend wird die Schärfe der Sägezähne oder die Griffigkeit des Schraubendrehers untersucht. Ich bleibe bei einer Gartensäge hängen, die mich vor allem wegen der Bezeichnung in ihren Bann zieht. „Bigboy 360“, was übersetzt „großer Junge“ bedeutet: Sofort werden die meine Kindheitserinnerung geweckt, als wir mit der Laubsäge, die ersten Bretter zersägten. Und dann die Zahl 360, die so wieso unbegrenzte Möglichkeiten verspricht. „Bigboy 360“ landet in meinem Einkaufwagen und ich rolle weiter. Warum bin ich nochmal hier? Genau, ich brauche einen Vorschlaghammer. Ich entscheide mich für das Model „Rage 5000“ (engl.: Rache), denn dieser Name scheint mir ganz passend für einen Hammer. An der Kasse fragt die Kassiererin: „Na haben wir doch Etwas vergessen?“ „Ja, aber ich glaube hab jetzt Alles.“ Antworte ich und habe irgendwie das Gefühl, dass wir uns heute bestimmt noch einmal sehen werden. Der Hammer erfüllt seinen Zweck und ich bekommen mit dem „Rage 5000“ die vier Pfosten in den Boden, als wäre es Butter. Nach einiger Zeit, steht auch schon das Grundgerüst und mein innerer Bauherr fühlt sich zufrieden an. Doch vom Weiten betrachtet, sieht die Konstruktion doch etwas schief aus. Ich gehe in den Keller, um die Wasserwaage zu holen. Nach erfolgloser Suche rufe ich Heidi an. Das mache ich immer, wenn ich zu faul bin lange zu suchen. „Wir hatten noch nie eine Wasserwaage.“ Sagt sie und ich muss wohl doch erneut den Baumarkt aufsuchen. Am Eingang versuche ich mein Gesicht zu verstecken, werde aber von der Kassiererin mit einem lauten: „Auch wieder hier!“ begrüßt. Peinlich berührt und schnellen Schrittes schnappe ich mir eine Wasserwaage und gehe an die Kasse. „Was bauen sie eigentlich?“ frägt mich die Kassiererin Petra, was auf Ihrem Namensschild steht. „Eine Pergola.“ Antworte ich. Darauf Petra: „Sie haben aber noch keine Dachpappe.“ Okay, die Frau kennt sich aus. „Habe ich noch welche übrig vom Gartenhäuschen.“ Sage ich, obwohl ich unsicher bin, welche zu haben. Zu Hause geht ab jetzt Alles wie am Schnürchen. Querbalken montieren, und Dachlatten anschrauben. Kein Problem. Ich gehe in dem Keller und finde natürlich keine Dachpappenreste mehr. Mittlerweile ist es kurz vor 20 Uhr und ich sprinte in den Baumarkt. Am Eingang ruft mir Petra hinterher: „Die Dachpappe finden Sie in der Gartenabteilung.“ Ich schleppe eine große Rolle an die Kasse. Dort wartet Petra schon und holt eine große Dose Leinöl unter der Theke vor. „Bevor sie morgen früh noch einmal kommen, nehmen ´se das noch mit zum Imprägnieren.“ Und zum ersten Mal fahre ich nach Hause mit dem Gefühl endlich mal Nichts vergessen zu haben.