Letze Woche bin ich zum ersten Mal mit meinem umgebauten Straßenklavier durch Donaueschingen gezogen. Es war ein heißer Tag und die schweißtreibende Schieberei war der erste, ultimative Test. Die Feuertaufe für die ausgehölte Schönheit, die nur noch aus ihrem Korpus besteht. Innen verstecken sich nun anstatt Gussplatte und Saiten zwei Boxen, ein Mischpult, ein elektrisches Piano und viele Kabel.
Für große Aufmerksamkeit sorgte allerdings nicht die Klaviermusik, die durch die Straßen klang. Vielmehr war der Transport ein Hingucker oder besser gesagt ein Hinhörer.
Das ätzende Kopfsteinpflaster unter den vier Doppelschwerlastrollen und das knarzende Holz formten eine ohrenbetäubende Symphonie, die gut zu den Donaueschinger Musiktagen, dem Festival für zeitgenössische und neue Musik, passen würde. Die Eis schlotzenden Passanten und Cafe Besucher trauten Ihren Augen kaum, als sie sahen, wie ein Klavier an ihnen vorbeifuhr. Als ich vom gepflasterten Gehweg auf die asphaltierte Straße auswich, hatte ich sogar einen hupenden Autokorso hinter mir. Spätestens jetzt spürte ich: Diese Stadt ist bereit für feine Straßenmusik fern ab von Panflötenspielern oder Drehorglern. Die Vorfreude schlug sich jedoch schnell in Ernüchterung um, als ich an meiner ersten Spielstätte, dem Rathausplatz, ungefähr sieben wirkliche Zuhörer hatte. Ich saß in der prallen Sonne und Markus, der Besitzer der nebenan gelegenen Bar, hatte wohl Mitleid und brachte mir einen Sonnenschirm. Nicht verzagen, Platz wechseln.
Ich stellte die Klavierschönheit, wieder von einem hupenden Autokorso begleitet, nun direkt auf dem Max-Rieple Platz, wo Gäste beim Cafe, Cocktail oder Eis verweilten. Wenn die Zuhörer nicht zu mir kommen, dann muss ich eben zu denen gehen, denn durch meine nun gewonnene Mobilität, können mir vor allem sitzende Gäste nicht entkommen. Und was soll ich sagen? Es war ein wunderbarer Moment. Mein Neid auf alle Gitarristen, Geigenspieler oder sonstige Musiker, die dank ihres kleinen Instrumentes überall spielen können, war verflogen. Ab jetzt bin ich mobil. Obwohl der Gummi an einer der Rollen sich durch das Kopfsteinpflaster bereits löste, musste ich noch eine Spielstätte mitnehmen. Die Donauquelle. Ich hatte schon Tage zuvor den Aufzug ausgemessen, so dass ich wusste, dass das Straßenklavier hier hineinpasst.
Unten angekommen spielte ich vor allem für die Touristen. Menschen aus unterschiedlichsten Nationen. Die Stimmung war wundervoll und es herrschte ein spürbares Gefühl von Frieden in der Luft.
Überwältigt war ich auch von der Bereitschaft der Menschen, die mir beim Klavierschieben halfen. Sei es aus Hilfsbereitschaft oder weil sie mich so schnell wie möglich von der Straße haben wollten. Gut, das Rollensystem muss bis zum nächsten Sonntag noch optimiert werden, aber auch das ist machbar.
Doch am meisten erfüllt es mich mit Stolz und Freunde, dieser schwarzweißen Schönheit ein weiteres Leben geschenkt zu haben.